Auszug aus Isabelles Tagebuch

Liebes Tagebuch,

wir haben es geschafft! Wir haben den richtigen Weg durch das Kaminnetzwerk gefunden und den Krampus rechtzeitig zum Merlinsabend aus den Geisterzellen befreit. Viktor war gar nicht wohl dabei, ihn mit in die Beratungsstelle zu nehmen, aber ich habe ihm keine Wahl gelassen.

Nachdem wir dort angekommen waren, erblickte der Krampus den Merlinsbaum neben dem Kamin und hockte sich mit einem Geräusch, das vermutlich Freude ausdrücken sollte, in den Schaukelstuhl. Er schaukelte, starrte ins Feuer, summte die Lieder mit und ließ ab und an seine lange Zunge ausklappen und leckte einen erschrockenen Schokoling vom Boden auf. Die Geisterkinder, die mit uns feierten, tänzelten um den Krampus herum und warfen ihm lachend weitere Zutaten zu.

Zur Bescherung überkam mich ein mulmiges Gefühl, da ich keine Zeit gehabt hatte, mich um Geschenke zu kümmern. Aber Bronco hatte mitgedacht und überreichte dem Krampus eine Ausgabe von Märchen aus der Region Lorethal – der Krampus kann nicht lesen, doch er lässt sich liebend gerne Märchen vorlesen. Am liebsten solche, in denen er selbst auftaucht.

Ich fragte mich, was ich ohne die Hilfe meiner Freunde gemacht hätte. Und wie dieser Merlinsabend ohne meine Freunde ausgesehen hätte …

Als ich am nächsten Morgen das Gruppenzimmer betrat, war der Krampus verschwunden. Ich schaute mich in der Beratungsstelle um, doch er war nirgends zu finden. Bronco vermutet, dass er auf den Krampusberg zurückgekehrt ist und schläft, bis er wieder beschworen wird. Mal sehen, vielleicht beschwöre ich ihn noch mal, wenn der nächste Merlinsabend kommt …
 
 
PS: Prof. Burges von der Lorethal-Akademie scheint durch deine Nachforschungen so richtig in Weihnachtsstimmung gekommen zu sein. Unablässig brummt er das Krampuslied, wenn er sich unbeobachtet fühlt …